Zu wenig Menschen mit Behinderungen werden in Unternehmen angestellt
Datum 10.07.2024
Unternehmen zahlen weiterhin hohe Ausgleichsabgaben, anstatt mehr Menschen mit Behinderungen einzustellen. Dies zeigt das Ergebnis einer neuen Analyse des NDRs.
Fünf Prozent der arbeitsbeschäftigten erwerbstätigen Menschen in Firmen ab 20 Mitarbeitenden sollen in Deutschland eine anerkannte Schwerbehinderung haben. Ist dies nicht der Fall, müssen Unternehmen entsprechende Abgaben an den Staat zahlen. Trotz des finanziellen Drucks, stellen ein Drittel der betroffenen Firmen im Norden Deutschlands zu wenig Menschen mit Behinderungen ein. Die Ausnahme ist dabei Mecklenburg-Vorpommern. Hier werden die meisten Menschen mit Behinderungen eingestellt. Knapp die Hälfte aller Unternehmen erfüllen die gesetzlich vorgegebene Quote von fünf Prozent. In Hamburg hingegen schafft dies gerade mal ein Viertel aller Unternehmen. Dies zeigt die Analyse des NDRs. Dabei wird auch aufgezeigt, dass rund jedes vierte Unternehmen in Norddeutschland überhaupt keine Menschen mit Behinderungen beschäftigen.
Die gravierenden Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern können sich damit erklären lassen, dass viele junge Leute in Metropolen wie Hamburg wohnen. In Mecklenburg-Vorpommern hingegen leben durchschnittlich viele ältere Menschen. Da Behinderungen überwiegend mit zunehmendem Alter erworben werden, fällt es womöglich vielen Bundesländern mit jungen Menschen schwieriger die Schwerbehindertenquote in Unternehmen zu erfüllen.
Verbessert hat sich auf dem Arbeitsmarkt das Thema „Inklusion“ in den letzten zehn Jahren kaum. Felix Welti, Professor für Sozialrecht der Universität Kassel, begründet dies wie folgt: „Um Menschen mit Behinderung einstellen zu können, braucht es an vielen Stellen Veränderung. Technische und architektonische, aber auch mentale Veränderung. Das braucht Zeit. Deshalb geht es nur langsam voran.“
Die Erhöhung der Ausgleichsabgabe seit dem Jahr 2024 könnte dabei helfen, dass die Beschäftigungsquoten von Menschen mit Behinderungen sich in den kommenden Jahren verbessern. So könnten sich hierdurch zugleich mehr Stigmata bei dieser Beschäftigungsgruppe abbauen lassen und weitere barrierefreie Teilhabefelder langfristig erschlossen werden. So betont auch der renommierte Professor Welti: „Wer nie Erfahrungen mit Schwerbehinderten sammelt, wird seine Vorurteile bewahren – und nicht anfangen, die Barrieren in seinem Betrieb abzubauen.“