Navigation und Service

Etablierung

Das iXNet-Portal wurde zunächst von vier Säulen getragen - Website (Information), Peer-Beratung, Mentoring, Foren (Austausch) -, die sich im weiteren Verlauf unterschiedlich entwickelten und teilweise ergänzt sowie weiter ausdifferenziert wurden.

Die Website wurde von Anfang an intensiv in Anspruch genommen. Dabei galt es für die Betreiber*innen, neben den inhaltlichen auch gestalterische und rechtliche Anforderungen zu erfüllen, immer im Austausch mit den Nutzer*innen: Übersichtlichkeit, Bedienungsfreundlichkeit, Barrierefreiheit gemäß BITV 2.0 (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung von 2011), so dass auch Übersetzungen in Leichte Sprache und Gebärdensprachvideos hinzukamen.
Das gesamte iXNet-Angebot folgte außerdem den Vorgaben der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung). So gab es im Zuge der Registrierung für die Foren auch eine entsprechende Aufklärung über den sicheren Umgang mit sensiblen Daten der Nutzer*innen.

Die Online-Foren gaben den Nutzer*innen die Möglichkeit, sich untereinander über ihre Erfahrungen und Probleme bei der Arbeitssuche und Karriereplanung auszutauschen und sich zu vernetzen. Dafür war zunächst eine Registrierung erforderlich. Die Resonanz war dann aber nur verhalten: Die Foren wurden zwar grundsätzlich besucht, aber es gab kaum Nutzungsaktivitäten. Das bewog die iXNet-Betreiber*innen, weitere Austausch- und Vernetzungsformate ins Leben zu rufen, die die Bedürfnisse und Interessen der Nutzer*innen besser berücksichtigen könnten:

Dies wurden die digitalen themenspezifischen iXNet-Get-Togethers (Hervorgegangen aus den sog. „Kamingespräche“). Sie dienten dem vertieften Erfahrungsaustausch sowie der Vernetzung von Akademiker*innen, Arbeitger*innen, Unterstützer*innen und Key-Holdern zum Leben und Arbeiten in der akademischen Welt, speziell zum Thema Promotion, im Kontext psychischer Beeinträchtigungen. Im Projektverlauf gab es fünf Get-Togethers, wobei die Nachfrage nach dem Thema „Resilienz“ so groß war, dass diese Gruppe erst geteilt wurde und drei Monate später eine eigene „Resilienzgruppe“ mit fünf Treffen angeboten wurde. In dieser Gruppe ging es um die Frage, wie Akademiker*innen mit (Schwer-)Behinderungen trotz ihres herausfordernden und belastenden akademischen Arbeitsalltags ihre psychische Gesundheit erhalten und fördern konnten. Es wurden Gesprächsoptionen in den Vordergrund gerückt. Auch kam die wachsende Erfahrung mit der digitalen Umsetzung dem Angebotserfolg zugute.
Insgesamt nahmen an den „Kamingesprächen“ wie an der „Resilienzgruppe“ 165 Personen teil.

Für die Peer-Beratung gab es zu Projektbeginn noch keine praktischen Erfahrungswerte, mit welchen Anliegen sich die Ratsuchenden an die iXNet-Berater*innen wenden würden. Das war auch ein Vorteil: Das Beratungspersonal hielt sich offen für unterschiedliche Themen und Formen der Beeinträchtigung. Doch dadurch entwickelte sich das Angebot weg von der klassischen Beratung mit einem einzigen oder wenigen Beratungskontakten, hin zu einem längerfristigen, weitreichenden Quasi-Coaching. Die wichtigsten Themen waren dabei „Stellensuche“ und „Berufsorientierung und Karriereplanung“. Die Peer-Beratung wurde von den Ratsuchenden so intensiv in Anspruch genommen, dass ihre kurzfristigen und hohen Erfolgserwartungen die Berater*innen oft an die Grenzen des Leistbaren brachten.

Das iXNet-Mentoring-Programm wurde vom Hildegardis-Verein durchgeführt und fand in zwei Durchläufen statt: Der erste von Dezember 2019 bis Dezember 2020 mit 20 Mentoring-Tandems, der zweite von Juli 2020 bis Juli 2021 mit 22 Tandems. Die zwölfmonatige Dauer sollte Stabilität und Vertrauen gewährleisten. Die individuellen Mentoring-Ziele reichten von der reinen Arbeitsvermittlung bis zur Persönlichkeitsentwicklung.
Dennoch gab es viele positive Rückmeldungen. Demnach hatten etliche Mentees nach ihrer Teilnahme eine Arbeitsstelle oder ein Volontariat gefunden, und auch die Mentor*innen selbst hatten vom Mentoring-Programm profitiert. Es gab also eine große Nachfrage nach Mentoring-Unterstützung und intensiver Peer-Begleitung.
Diese Situation führte dazu, dass 2021 ein zusätzliches, Mentoring-ähnliches Format eingerichtet wurde: der „Career-Boost“:

Der Career-Boost wandte sich an Interessierte mit spezifischen berufsbezogenen Unterstützungsanliegen. Das Format beinhaltete eine siebenwöchige individuelle Begleitung durch „Praktiker*innen“ mit und ohne Behinderung, die eine Mentor*innenfunktion übernahmen. Bekannt gemacht wurde das Angebot nicht nur über den iXNet-Newsletter, sondern auch über die Bundesagentur für Arbeit, den Hildegardis-Verein und persönliche Netzwerke. Das herausfordernde Matching zwischen Bewerber*innen und Praktiker*innen wurde mit Unterstützung des Hildegardis-Vereins anhand eines Profilbogens vorgenommen. Die Resonanz war groß. Die Hälfte der Bewerber*innen kam „von außen“ und war bei iXNet gar nicht registriert gewesen.
Im Hintergrund des iXNet-Projekts gab es noch weitere Komponenten, die sich im Projektverlauf entwickelten:

Zum einen die Öffentlichkeitsarbeit. Ab Projektbeginn konnte die Nutzungsintensität der Website laufend erhöht werden durch die News-Rubrik auf der Website, durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen, Pressematerial, Twitter, gezielte Ansprache von Fachverbänden und Selbsthilfeorganisationen, durch den eigenen iXNet-Newsletter, den eigenen iXNet-Podcast, in dem es um Themen wie Arbeitssuche, Bewerbung und die Berufssituation von Menschen mit Behinderung ging. Leider konnten pandemiebedingt viele geplante Präsenzveranstaltungen, -aktivitäten und -auftritte nur digital stattfinden.

Eine weitere zusätzliche Komponente war die wissenschaftliche Begleitung:
Im Sinne der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung wurden alle Projektbausteine wissenschaftlich begleitet. Die regelmäßigen Zwischenergebnisse vor allem aus den Befragungen der Nutzer*innen, Expert*innen und Unterstützer*innen wurden an das iXNet-Team rückgemeldet. So konnten Verbesserungs- und Weiterentwicklungsvorschläge laufend umgesetzt werden.

Und nicht zuletzt müssen die besonderen Bedingungen der Corona-Pandemie als eine Form von Komponente betrachtet werden:
In den Jahren 2020 und 2021 konnten die Veranstaltungen nicht wie vorgesehen in Präsenz stattfinden. Für die digitalen Alternativen brauchte es jedoch entsprechende Dolmetscher*innen, gesprochene Sprache musste visualisiert, Schriftsprache hörbar gemacht werden. Beratungen waren nur telefonisch, per E-Mail oder virtuell über Videokonferenz-Tools möglich.
Besonders bitter war das bei den Formaten zur informellen Vernetzung: Hier fehlte das persönliche „Kaffeetisch-Format“ vor Ort. Ein eingerichteter Online-„Stammtisch“ konnte kein vollständiger Ersatz sein.
Auf der anderen Seite entfielen bei den digitalen Formaten logistischer und zeitlicher Aufwand wie Raumanmietung, Reisetätigkeit usw., kurz: Für viele Nutzer*innen mit Behinderungen waren sie niedrigschwelliger. So wurden auch die verschiedenen digitalen Formate insgesamt gut umgesetzt und gut angenommen. Dennoch: Weder die Nutzer*innen noch die Berater*innen hielten einen gänzlichen Verzicht auf Präsenztermine für wünschenswert.