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Welcher Einstieg ist der Richtige – Ausbildung oder Studium?

Die Suche nach einem passenden und erfüllenden Beruf ist nicht einfach. Die Frage nach einer akademischen beruflichen Laufbahn ist in diesem Zusammenhang mit der Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium verbunden. Für Menschen mit Behinderungen oder mit chronischen Erkrankungen ist dies nicht nur eine Frage von Vorlieben und Neigungen, sondern zugleich meistens eng verknüpft mit den eigenen behinderungsspezifischen Bedarfen, Fähigkeiten und den hieraus resultierenden Möglichkeiten.

Die Frage nach der richtigen Ausbildungsform im Rahmen der beruflichen Erst- oder Weiterqualifizierung offenbart sich zunehmend als eine komplexreiche Aufgabe des Erwachsenwerdens. Immer wieder gibt es neue Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Unter dem Motto „Lebenslanges Lernen“ sind die beruflichen Werdegänge und die Arbeitskontexte für eine Vielzahl der Erwerbstätigen häufig sehr verzweigt und vielschichtig.
Für den Personenkreis von Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen ist dies nicht selten ein Fluch und ein Segen zugleich, da neben behinderungsorientierten Fragestellungen und Überlegung diese zahlreichen Möglichkeiten eine Entscheidung tendenziell erschweren können, aber gleichwohl auch das Finden von passgenauen beruflichen Qualifikationsoptionen und mit behinderungsfreundlichen Tätigkeitsbereichen wahrscheinlicher macht.

In den vergangen zwei Jahrzehnenten ist das Studium in unserem beruflichen Bildungssystem sehr populär geworden. Viele Schulabsolvent*innen verfügen einerseits über die Möglichkeit ein Studium an einer Universität oder Hochschule zu beginnen und sind andererseits an gut qualifizierenden Bildungsabschlüssen mit einer attraktiven und wohlstandsbildenden Vergütung interessiert. Mit Blick auf den Ausbildungsmarkt und den steigenden Fachkräftemangel in vielen beruflichen sowie industriellen Branchen, fehlt es Betrieben aber häufig auch an betrieblich ausgebildeten Fachpersonal. Eine Vielzahl an jährlich ausgeschriebenen Ausbildungsplätzen bleibt daher immer wieder unbesetzt. Mit den neuen, aufbauend auf eine bereits abgeschlossene betriebliche und schulische Berufsausbildung, Weiterbildungen Bachelor oder Masters of Professional soll ein vergleichbares Qualifikationsniveau zu den beruflich-akademischen Bildungsmöglichkeiten im Ausbildungs- und Weiterbildungssektor geschaffen werden. So sind Absolvent*innen dieser beruflichen Weiterbildungsformate, die seit dem Jahr 2020 durch die Industrie- und Handelskammer (IHK) zugelassen wurden, Hochschulabsolvent*innen im Qualifikationsniveau gleichwertig. Das Bildungsniveau zwischen einem akademischen Bachelor- und Masterstudiengang und den genannten beruflichen Aufbauqualifikationen ist dennoch nicht identisch, da eine Hochschulbildung in der Regel eine weitreichendere Kompetenzvermittlung und daran anknüpfend die Entwicklung fachlicher Expertise fördert. Mit der Einführung dieser beruflichen Bildungsabschlüsse sollen die betrieblichen Ausbildungsformate attraktiver und ansprechender für die kommenden Generationen werden und auch die Aufstiegs- und Karrierechancen von Fachkräften ohne Studium kompetenzorientiert verbessern.

Bei Überlegungen oder dem Wunsch einen akademischen Ausbildungsweg einzuschlagen, können nicht nur die Zugangsvoraussetzungen (z.B. Fachhochschulreife, Allgemeine Hochschulreife, Numerus Clausus) bedeutsam im Entscheidungsprozess werden, sondern auch der infrastrukturelle Aufbau von Universitäten oder Hochschulen. In diesem Zusammenhang kann zwischen Campusstrukturen, wo alle Gebäude und wissenschaftlichen Einrichtungen (z.B. Fakultäten) sich an einem Ort befinden und Hochschulbetrieben, die sich mit den einzelnen Einrichtungen und Instituten über eine gesamte Stadt verteilen, unterschieden werden. Die Wahl des Studienganges mit dem jeweiligen beruflichen Schwerpunkt sowie der damit verbundenen Fachrichtung kann ebenfalls Herausforderungen mit sich bringen: Muss ich umziehen? Kann ich mit dem Zug pendeln? Brauche ich eine barrierefreie bzw. rollstuhlgerechte Wohnung? Welche Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen brauche ich im Zusammenspiel mit meiner Behinderung?
Dies sind nur einige Beispiele, welche die Besonderheiten und die potentiell ausschlaggebenden Entscheidungskriterien aufzeigen, die für Menschen mit Beeinträchtigungen diesbezügliche von Relevanz sein können. Auch gilt es die Vereinbarkeit der eigenen Entscheidung mit der bestehenden Beeinträchtigung und den benötigten Unterstützungsbedarfen sicherzustellen und falls nötig entsprechend zu organisieren.
Es existieren somit verschiedene Sichtweisen in Bezug auf eine betriebliche Ausbildung oder ein Studium, zu denen man sich weiterführend informieren sollte. Die eigene Behinderung oder chronische Erkrankung sollte hierbei als essenziell Entscheidungskomponente immer mitgedacht werden, sowie bei den Planungen und Umsetzung der Berufsausbildungsentscheidung Berücksichtigung finden.