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Alhassane Baldé – Botschafter für Inklusion der Bundesagentur für Arbeit

Ein Podcast vom iXNet-Team der ZAV Bonn / Bundesagentur für Arbeit

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, das iXNet – Team offeriert Ihnen im Sommer 2023 einen Podcast mit Alhassane Baldé zum Thema Inklusion. Er ist seit 2018 Inklusionsbotschafter und seit 2023 Berater des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit (BA). Seine Lebensgeschichte als Leistungssportler hat ihn geprägt. Alhassane Baldé ist es gewohnt, sich Ziele zu setzen und das nicht nur bei den Paralympics als Rennrollstuhlfahrer, sondern auch als „Botschafter“ für Inklusion. Die Zutaten für seinen spannenden bisherigen Lebensweg sind: Ziele zu erreichen, Selbstbeherrschung zu entwickeln, Ausdauer zu trainieren und Mut zu machen.

Andreas Brüning:

Alhassane Baldé, Sie leben in Nürnberg – in unmittelbarer Nähe der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit (BA), sind 37 Jahre alt und in Guinea geboren. Zuletzt haben Sie 2021 als Leistungssportler an einem internationalen Rennwettbewerb mit dem Rollstuhl teilgenommen. Im Rahmen ihrer beruflichen Karriere haben Sie ein Studium mit dem Schwerpunkt „Duales Arbeitsmarktmanagement“ an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (BA) absolviert. Seit ihrem zwölften Lebensjahr sind Sie begeisterter Rennrollstuhlfahrer und haben parallel ihre sportliche Leidenschaft auf ihre berufliche Karriere übertragen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Inklusionsbotschafter der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu werden, oder anders gefragt, wie ist die Rolle des Inklusionsbotschafters auf Sie zugekommen?

Alhassane Baldé

Nun, bei mir war das so, dass mir diese Rolle zugetragen wurde. Es hängt damit zusammen, dass ich als Leistungssportler schon immer neben der Arbeit aktiv war und die BA mich unterstützt hat auf diesem Weg. Und dann ist irgendwann die Idee entstanden, einen Inklusionsbotschafter zu benennen und das Thema mit Leben zu füllen, und das hab ich angenommen und auch gerne für mich interpretiert. Inzwischen bin ich nicht alleine Inklusionsbotschafter, sondern wir sind zu dritt: Marion Huber - Schallner und Maximilian Eichinger machen das mit mir zusammen und wir definieren im Grunde genommen diese Rolle als Unterstützer des Teams GR – Inklusion bei uns in der Zentrale. Um Betroffenen zu zeigen, was kann man baulich verändern, wie kann man Sensibilität schaffen, durch Sensibilisierungsworkshops, durch Vorort-Besuche, durch Messe-Veranstaltungen. All das, was der Aufmerksamkeit dient, um Inklusion voranzubringen.

Andreas Brüning:

Welche Bedeutung hatte ihre sportliche Karriere für die Tätigkeit als Inklusionsbotschafter bzw. als Berater des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit?

Alhassane Baldé:

Ich würde zunächst einmal sagen, dass ich echt viel Glück im Leben hatte und viele tolle Menschen um mich herum, die ja dazu einfach beigetragen haben, dass ich das machen konnte, was mich ausmacht und was mir am meisten Spaß gemacht hat. Und das war wirklich lange Jahre, Jahrzehnte, der Leistungssport. Ja, die BA war auch eine Schlüsselkomponente, vor allem durch den Vorstand, durch Daniel Terzenbach, Raimund Becker und Frank-Jürgen Weise, die einfach erkannt haben, dass Sport ein Inklusionsmotor ist und dass sie mir dann diese Freiheit gegeben haben, neben der Arbeit, wirklich viel Zeit dafür investieren zu können. Und dann auch sportliche Höchstleistungen erbringen zu können. Das hat mich ungemein bereichert, hat ungemein meinen Horizont erweitert.

Es gibt immer wieder Barrieren, es gibt überall im Leben Grenzen, aber am Ende des Tages, wenn man auf die Möglichkeiten setzt und konzentriert in Interaktion mit den Menschen tritt, dann kann man viel bewirken und auch Veränderung herbeiführen. Und das ist die Verbindung zum Sport.

Andreas Brüning:

Was genau haben Sie durch die sportlichen Erfolge u.a. bei den Paralympics auch für ihr Arbeitsleben gelernt?

Alhassane Baldé:

Diese klassischen Dinge wie Disziplin, Durchhaltevermögen. Ich hatte immer wieder Höhen und Tiefen, den Umgang damit, das zu lernen, das hat mir natürlich der Leistungssport beigebracht. Und das kann man wiederum ganz gut auf die Berufswelt, aufs Arbeitsleben übertragen. Und ich glaube, das hat mir wirklich ein ganz gutes Setup mitgegeben. Leistungssport ist, sich Ziele zu setzen, sich daran hochzuziehen, sich zu motivieren.

Andreas Brüning:

Was würden Sie Akademiker*innen mit Behinderung mit auf den Weg geben, wenn sie sich beruflich weiterentwickeln wollen? Was meinen Sie, welche Qualitäten wichtig sind und wie können Führungskräfte diesen Prozess unterstützen?

Alhassane Baldé:

Ich glaube, es hängt davon ab, was für Wünsche und Ziele man im Leben hat. Wie sieht das berufliche Umfeld aus, wie sieht das Zeitkontingent aus? Wie schätzt man sich auch realistisch selbst ein? Ich glaube, da kommt dann wirklich die Führungsebene ins Spiel, dass sie wirklich befähigt werden, dass sie auch ermuntert werden und ermutigt werden, Rahmenbedingungen zu schaffen, in der sich Menschen mit einer Behinderung entfalten können. Wenn dieses Bewusstsein in einem gewachsen ist, dann kann man das Ganze schon viel besser durchblicken und auch für sich einen Fahrplan machen.

Andreas Brüning:

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) ist in einer Erneuerungs- oder Umstrukturierungsphase. Wie erklären Sie den Beschäftigten der Bundesagentur für Arbeit, wie Ganzheitlichkeit im Kontext von Inklusion gelingen kann?

Alhassane Baldé:

Ganzheitlich bedeutet, auf Behinderung, Geschlecht oder Alter zu blicken. Und Inklusion bedeutet in dem Zusammenhang für mich, dass man Rahmenbedingungen schafft, egal, ob das baulicher Art ist, mentaler Art, also im Kopf, die es einem ermöglichen sich zu entfalten, um nach Möglichkeit mit den Stärken, die man hat, für die Organisation und für die Gesellschaft das Bestmögliche geben zu können. Das ist für mich Inklusion.

Andreas Brüning:

Welche Entwicklungen konnten Sie in ihrer Rolle als Inklusionsbotschafter beobachten?

Alhassane Baldé:

Ich bin jetzt fünf Jahre Inklusionsbotschafter, und wenn ich das vergleiche mit den Anfängen, finde ich wirklich sehr positiv zu sehen, wieviel mehr Anfragen wir haben als Inklusionsbotschafter, wieviel wirklich tolle Veranstaltungen es gibt. Mich berühren immer Geschichten von Kolleginnen und Kollegen, die dann bei diesen Veranstaltungen von Hürden, aber auch von Erfolgserlebnissen erzählen.

Andreas Brüning:

IXNet ist seit Mai 2022 ein Teil des Arbeitgeberservice für schwerbehinderte Akademiker*innen der ZAV.  Was halten Sie von dem Peer-to-Peer-Ansatz, wie er bei iXNet umgesetzt wird?

Alhassane Baldé:

Ich glaube, dass es grundsätzlich ein guter Ansatz ist und auch ein wichtiger Ansatz ist. Die Perspektive ist natürlich eine andere, wenn man Peers berät und in Austausch tritt. Allerdings glaube ich, dürfte und sollte das nicht unser einziger Ansatz sein, man sollte sich nicht so versteifen auf eine Strategie, sondern wirklich versuchen, mehrgleisig zu fahren und auch andere Hebel in Bewegung zu setzen, damit eben das Ganze noch weiter durchdrungen wird und damit Menschen an die Arbeitsplätze herankommen oder auf die Position kommen, die sie mit ihrer Behinderung oder mit ihrer Geschichte erreichen können und wollen.

Andreas Brüning:

Was ist Ihr ganz spezieller Beitrag als Inklusionsbotschafter, mit einer Leistungssportler- Karriere, den Sie in die Bundesagentur für Arbeit einfließen lassen?

Alhassane Baldé:

Was ich anstrebe, ist, wirklich Mut zu machen und auch wirklich zu zeigen, was möglich ist und wie, was möglich ist durch Interaktion, durch Kommunikation.

Andreas Brüning

Sie sind seit April 2023 im Beraterteam von Daniel Terzenbach. Er ist Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit und arbeitet an einer Neu-Strukturierung der BA. Wie vereinbaren Sie die Rolle des Inklusionsbotschafters mit der Rolle als Berater des Vorstandes der Bundeagentur für Arbeit?

Alhassane Baldé:

Ich bin neu in dieser Doppelfunktion. Ich denke, dass das ganz gut harmonieren wird und freue mich, das Netzwerk zu intensivieren

Andreas Brüning:

Inklusion ist ein Thema, welches die Organisationen und Unternehmen in Deutschland mehr und mehr beeinflusst. Wie sieht die inklusive Zukunft der Bundesagentur für Arbeit für Sie aus?

Alhassane Baldé

Ich wünsche mir, dass die BA selbstverständlich bunt ist, selbstverständlich barrierefrei ist, selbstverständlich ein Vorreiter ist. Ich glaube, dann wäre ich schon sehr froh, und das wäre ein Ziel, wo ich sagen würde, daran möchte ich mich beteiligen, worin ich Sinn sehe.

Andreas Brüning:

Alhassane Baldé, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch.