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Interview mit der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen in Niedersachsen Annetraud Grote

Liebe Hörerinnen und Hörer, in diesem iXNet-Podcast stellen wir Ihnen Annetraud Grote vor. Seit März 2024 ist sie Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen in Niedersachsen. Aufgabe der Landesbeauftragten ist es, daraufhin zu wirken, dass die Ziele des Niedersächsischen Behindertengleichstellungsgesetzes verwirklicht werden. Sie wird z.B. von Ministerien und der Staatskanzlei bei der Vorbereitung von Gesetzen beteiligt. Sie berät die Landesregierung und die Landesverwaltung und ist im Dialog mit den Mitgliedern des Landtags. Gleichzeitig ist sie eine Stimme für Verbände und Interessenvertretungen von Menschen mit Behinderungen, sowie für die kommunalen Behindertenbeauftragten und -beiräte. Über den niedersächsischen Landesbehindertenbeirat transportiert sie deren Themen und Positionen in die Landesregierung.

In unserem Winter-iXNet-Podcast steht Annetraud Grote im Mittelpunkt. Uns interessiert: Wie will sie Frauen und insbesondere jüngere Frauen mit Behinderungen fördern? Wie will sie Akademikerinnen und Akademiker unterstützen, am Arbeitsleben teilzuhaben?

Andreas Brüning:

Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Annetraud Grote:

Ich bin relativ klein, bin 1,55 m groß, habe kurze blonde Haare - dunkelblond, habe eigentlich relativ oft ein Lächeln im Gesicht und bin Rollstuhlfahrerin. Das ist sicherlich ein Merkmal, an dem man mich auch immer wieder erkennt. Man sieht meine Behinderung sehr deutlich, weil sie sichtbar ist. Also dass sowohl die Arme als auch die Beine verkrümmt sind, durch eine zugrundeliegende Muskelerkrankung. Aber ich würde schon in den Vordergrund stellen, dass ich meistens ein Lächeln im Gesicht habe.

Andreas Brüning:

Das ist doch ein schönes Markenzeichen. Wie ist es Ihnen als Kind und Jugendliche mit Ihrer Behinderung ergangen?

Annetraud Grote:

Ich bin jetzt Mitte 50. Und wenn ich ganz ehrlich bin, profitiere ich immer noch davon, dass ich eine ganz wunderbare, eine ganz behütete, sehr, sehr glückliche Kindheit auf dem Lande hatte. Ich bin das vierte Kind von vier Kindern. Ich habe das große Glück gehabt, dass meine Eltern zwar sehr auf meine Bedarfe, auf meine Bedürfnisse eingegangen sind, mir eine gute Schulbildung ermöglicht haben, aber trotzdem das Thema „Behinderung“ einfach nicht permanent im Zentrum war. Ich glaube, das Wort „Behinderung” habe ich tatsächlich so wirklich erst im Studium ausgesprochen. Das war in unserer Familie kein Thema.

Auf der Trauerfeier meines Vaters hat der Pastor sehr schön gesagt: „Familie Grote, das ist das Haus der Bürostühle.” Weil es überall in unserem Haus einen Bürostuhl gab, mit dem ich mich fortbewegt habe. Ich habe mich auch nie mit einem Rollstuhl im Haus fortbewegt. Das mache ich auch heute noch nicht. Sondern nur draußen. Ich finde, das ist ein ganz schönes, ein ganz exemplarisches Beispiel dafür, dass einfach immer andere Wege gesucht wurden; dass ich nie stigmatisiert wurde.

Meine Eltern haben ein Gasthaus gehabt und in diesem Gasthaus habe ich auch immer eine Rolle gespielt. Ich hatte Aufgaben, so wie meine Geschwister. Ob das jetzt Serviettenknicken oder das Speisekarten schreiben waren. Wir hatten alle unsere Aufgaben. Und so hatte auch ich meine Aufgabe.

Ich bin in eine normale Grundschule gegangen. Ich hatte eine Grundschullehrerin, die viel Mut hatte, die das zugelassen hat. Und ebenso der Rektor meines Gymnasiums in Lüneburg. Das war schon ein bisschen besonders, weil es ein altes wilhelminisches Gebäude mit vier Stockwerken ohne Aufzug war. Da habe ich auch gelernt, wie organisiert werden muss. Ich musste immer vom Klassenraum in die Fachräume getragen werden und wieder zurück in all die ganz unterschiedlichen Räume. Mein Vater oder meine Mutter mussten mich zur Schule bringen und wieder abholen. Meine Freizeit musste organisiert werden, das hat meine Familie für mich geleistet.

Ich war in der Musikschule, ich hatte ein eigenes Pony und einen großen Freundeskreis. Immer. Später hat mein Vater mich nachts aus irgendwelchen Diskotheken pflücken müssen. Also ich glaube, ich habe, wenn ich meine Jugend beschreibe, eine sehr normale Jugend auf dem Land verbracht.

Andreas Brüning:

Erst im Studium haben Sie angefangen, das Wort „Behinderung” auszusprechen. Wie hat sich Ihr Studium und danach Ihr Berufsleben entwickelt

Annetraud Grote:

Als ich die UN Behindertenrechtskonvention das erste Mal richtig bewusst las, habe ich ein bisschen gedacht: Das ist ein Ansatz, der mir sehr eigen ist. Behinderung nicht als Defizit zu empfinden, sondern damit auch Türen aufzumachen, Interesse bei anderen Menschen zu wecken und es als Kommunikationsmittel zu nutzen. Und genauso ist es dann eben auch im Studium gewesen, wo ich mich für andere Menschen eingesetzt habe. Ich war zum Beispiel in dem Studentenwohnheim, wo behinderte und nicht behinderte Menschen zusammen zusammenleben, eine Zeit lang Wohnheimsprecherin. Da habe ich gemerkt, dass diese Stärke, die ich habe, dass sie eben auch auf andere wie ein Funke überspringen kann. Und dass ich mit diesem Charakterzug gesegnet bin. Ausgestattet von meiner wunderbaren Familie. Und dann später unterstützt von einem großartigen Partner.  Das ist es, was mich auf meinem Weg unterstützt hat. Ich habe das erste und zweite Staatsexamen in Marburg absolviert und bin dann relativ direkt ins Berufsleben gestartet. Da habe ich Helfer gehabt, ganz großartige Helfer. Z.B. die ZAV mit Herrn Schwarzbach. Viele der Podcast Hörer*innen werden ihn noch kennen. Er hat mir ganz klar den Weg ins Berufsleben geebnet. Und zwar nicht im Sinne einer Krisenintervention, sondern indem er mir einfach ein Portfolio von Möglichkeiten aufgemacht hat, wo ich hingehen kann. So wurde der nächste Sprung vom Studium ins Berufsleben von der ZAV wirklich sehr begleitet.

Dann von einem wunderbaren Chef, dem Personalchef des Paul Ehrlich Instituts, der auch heute noch Freund und Mentor und auch Kritiker für mich ist. Und der mich bis heute sehr begleitet. Der an mich geglaubt und der gesagt hat: „Diese junge Frau schafft es im Rechtsreferat einen normalen Weg zu gehen.” Ich habe dort zehn Jahre Arzneimittelrecht, Verwaltungsrecht und Gebührenrecht gemacht. Danach bin ich wieder zu meinen Ursprüngen zurückgekommen. Bin dann ins Arbeits- und Sozialrecht gewechselt und habe dabei die ganze Zeit die Schwerbehindertenvertretung im Paul-Ehrlich-Institut mitgestellt. Später war ich Inklusionsbeauftragte.

Und ja, wer hat mich auf dem Weg unterstützt? Die anderen Menschen mit Behinderungen, die ich dann auch vertreten durfte. Sie haben mich begleitet und mir viele Themen nahe gebracht.

Andreas Brüning:

Was Sie schildern, sind Begegnungen auf Augenhöhe. Ein wichtiges Thema seit den 1970-er Jahren. Sie wurden nicht als „die Frau mit der Behinderung” gesehen, sondern als eine durchsetzungsstarke Frau mit vielen Kompetenzen.

Heute forscht Prof. Dr. Mathilde Niehaus zum Thema Role Models. Ihre These:  Wenn Führungskräfte mit Behinderungen im Unternehmen als Vorbilder wirksam werden, kann das dazu beitragen, die Schwerbehindertenquote zu erhöhen und ein inklusiveres Arbeitsklima zu schaffen.

Wer war für Sie in den unterschiedlichen Lebensphasen Role Model?

Annetraud Grote:

Meine Mutter. Ich habe eine Mutter mit einer unglaublichen Stärke gehabt, die die Fähigkeit hatte, viele Menschen an einen Tisch zu bringen. Und das hat sie mit einer Fröhlichkeit und Klugheit gemacht, Menschen zusammen an einen Tisch zu bringen, dass sie bis ins hohe Alter mit ganz vielen jungen Menschen diskutiert hat.

Mein Vater, der immer sehr durchsetzungsstark war, der immer wollte, dass seine Tochter keine Sonderrolle spielt. Also, das sind für mich schon Role Models, die mich sehr stark gemacht haben.

Klassenlehrer, die mich nie anders behandelt haben als andere Jugendliche, wo ich tatsächlich dann auch aus dem Klassenzimmer rausgeschmissen wurde, wenn ich laut war und meine Runden als Strafe draußen über dem Schulhof mit den anderen drehen musste. Menschen, die meinen Charakter nehmen und nicht die Behinderung in den Vordergrund rücken. Das sind für mich tatsächlich Role Models, die mich inspiriert haben. Die Menschen, die mich dann auf meinem Weg begleitet haben; da war ich ja irgendwann so ein fertiger Mensch. Ich habe sehr viele Freunde, die zu Lebensfreunden geworden sind. Die ich schon über 30 oder 40 Jahre in meinem Freundeskreis habe. Die würde ich tatsächlich eher als Role Models bezeichnen, als diejenigen, die mich dann später begleitet haben, die mich dann eher so im Sinne eines Mentors oder einer Mentorin unterstützt haben.

Andreas Brüning:

Heute blicken Sie auf eine Zeit zurück, in der Sie selbst Mentorin und Role Model für andere sein durften und dürfen. Als Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen haben Sie eine anspruchsvolle Aufgabe. Wie erhalten Sie sich Ihre Lebendigkeit, Ihre Tatkraft und Ihren Optimismus?

Annetraud Grote:

Für mich ist die Nähe zu den Menschen ganz, ganz, ganz wichtig. Das trägt mich. Ich bin sehr familiär verbunden. Ich bin sehr im Freundeskreis verbunden. Und mir ist es wichtig, wie die Menschen sich fühlen. Mich in sie hineinzuversetzen, um sie dann zu bestärken und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Das heißt, zu den Menschen mit und ohne Behinderung und zu ihren Familien. Da ist mir eine große Nähe wichtig, auch zu allen anderen Akteuren, mit denen wir zusammenarbeiten. Mit den Verbänden, mit der Selbsthilfe, mit den Interessenvertretungen, mit den kommunalen Behindertenbeauftragten, mit der Politik. Das sind ganz unterschiedliche Menschen. Und ja, da komme ich wieder auf mein Elternhaus zurück. Ich habe halt gelernt, mit sehr unterschiedlichen Menschen umzugehen und auch schnell umzuswitchen.

Ja, wie erhalte ich mir die Lebendigkeit? Ich glaube, sie ist mir einfach gegeben. Ich werde bis zum letzten Atemzug so sein, da kann ich gar nicht anders.

Ich möchte gerne das Thema Inklusion positiv gestalten. Ich möchte das in Niedersachsen mit Freude verbinden.

Ich gehe viel in die Natur. Ich gehe ganz viel spazieren mit meinem Rollstuhl. Ich bin tatsächlich jedes Wochenende auf dem Land unterwegs. Ich habe gestern gerade einen Spaziergang gemacht. Meine Freundin und ich haben das dann einen Sterntalerweg genannt. Wo man unter ganz vielen Bäumen durchgeht und diese kleinen Eisflöckchen kommen runter. Natur inspiriert mich. Natur macht mich still und Natur macht mich auch demütig.

Gute Bücher, um wieder neue Inspirationen zu bekommen. Das müssen gar nicht Bücher sein, die nur mit Geschichte oder Biografien zu tun haben, sondern manchmal ist es auch einfach ein schnöder Familienroman, der mich sehr begeistert und der mich antreibt, neue Dinge zu denken. Also das sind Dinge, aus denen ich viel Kraft schöpfe.

Andreas Brüning:

Wie sieht ein guter Arbeitstag für Sie aus?

Annetraud Grote:

Wichtig finde ich, gute Gespräche zu führen und die Netzwerke zu pflegen. Ein Arbeitstag fängt morgens 07:00 Uhr an, da checke ich die Mails. Dann versuche ich um acht ins Büro zu gehen. Das ist auch neu für mich, den Weg jetzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Hannover zu nutzen. Dabei denke ich schon mal über die Dinge nach, die kommen. Und dann ist der Tag um 18:00 Uhr meistens leider nicht vorbei, sondern dann nehme ich zwar den Weg nach Hause, aber habe dann zuhause weiter zu tun, um alles zu sichten. Um Dinge zu schreiben, um Sachen weiter zu gestalten. Genau. Das heißt, Stellungnahmen müssen verfasst werden. Gesetzesvorhaben wie zum Beispiel die Niedersächsische Bauordnung, die in diesem Jahr und im letzten Jahr ziemlich im Vordergrund stand. Grußworte müssen auf Kongressen gehalten werden. Es ist nie langweilig und irgendwie fühle ich mich in meinem Sinne der Menschen mit Behinderungen gut unterwegs.

Andreas Brüning:

Respekt, das hört sich nach einem sehr vollen und engagierten Arbeitsleben an.

Frauen mit Behinderung und insbesondere jüngere Frauen sind nach dem heutigen Forschungsstand besonders benachteiligt. Wie unterstützen Sie sie auf ihren Karrierewegen?

Annetraud Grote:

Ich denke ganz klar, dass Menschen allein schon, weil sie das Päckchen Behinderung mit sich herumtragen, in ganz vielen Bereichen ausgeschlossen sind, von der Teilhabe. Das gilt für Frauen doppelt, denn wir sind bei allem, was wir erreicht haben, in Deutschland immer noch nicht so weit, dass Männer und Frauen sich alles komplett teilen. Sondern die große Last der Familie liegt für viele immer noch bei den Frauen. Zum Beispiel haben wir jetzt im aktuellen Aktionsplan Inklusion ein Handlungsfeld, das sich Familie, Frauen, Kinder und Jugendliche nennt. Da ist ganz klar ein Handlungsfeld definiert. Auch, dass der Zugang von Gewalt betroffenen Frauen mit Behinderungen zu Schutzeinrichtungen und Beratungsstellen weiter verbessert und ausgebaut werden muss.  Wir haben im Oktober 2024 eine Schulung durchgeführt von Frauenbeauftragten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Das war eine Veranstaltung, die großartig war, weil wir mit so tollen Frauen zusammengearbeitet haben, die sich sehr wohl in diesem Kontext gefühlt haben. Es ging um Themen wie Gewaltschutz und Prävention. Dann gibt es das Niedersächsische Netzwerk für Frauen mit Behinderungen. Auch dort unterstützen wir. Das ist ein Netzwerk, das es schon sehr lange gibt. Sie haben im letzten Jahr ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert. Wir treffen uns zu Themen wie der doppelten Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und der Behinderung, aber auch zum Thema „Bundesteilhabegesetz”. Frauengesundheit, Prävention von Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen. All das sind Themen, die mir sehr am Herzen liegen. Ich möchte eigentlich gerne auch das Thema Elternschaft mit Behinderung noch angehen. Und ich möchte gerne Frauen stark machen, auch in der Situation mit einer sehr starken körperlichen Beeinträchtigung oder auch mit einer psychischen Behinderung ein Kind zu bekommen. Das ist für mich sicherlich ein Thema, wo ich mich sehr gerne für andere stark machen möchte.

Andreas Brüning:

Was muss sich im gesellschaftlichen Diskurs ändern? Wie können jüngere Frauen mit Behinderung ermutigt werden, sich mehr zu trauen und zu zeigen?

AG: Ja, wichtig ist für mich wirklich, die Normalität des Frauseins auszuleben. Die Normalität, das auch einzufordern. Zum Beispiel finde ich es wichtig, dass mir ein Mann die Tür aufhält, auch wenn das sehr konservativ ist. Vor allem möchte ich Frauen Mut zusprechen, Mut zusprechen, sich mit ihrer Behinderung einzubringen; in Verbänden oder Sportvereinen einzubringen. Sport zu machen. Mitten in der Gesellschaft und in der Politik dabei zu sein. Sich einzubringen durch Stellungnahmen, aber auch einfach durch das Sein. Durch das Sein im Straßenbild aufzutauchen. Aus der Komfortzone rauszugehen. In die Sauna zu gehen. Ihre Behinderung, ihr Aussehen nicht als Makel zu empfinden, sondern als das, wo man auch ein bisschen stolz drauf sein kann. All das finde ich so wichtig. Denn nur durch die Stärke und das eigene Auf-sich-stolz-sein kann man auch von anderen akzeptiert und geliebt werden. Und ich glaube, das ist sehr wichtig. Das möchte ich gerne anderen jungen Frauen gerade immer wieder zurufen, um ihnen diesen Mut zu geben.

Annetraud Grote:

Sie haben lange im Rhein-Main-Gebiet gelebt und sind jetzt Teil der niedersächsischen Landesregierung. Wie kam es zu Ihrer Bewerbung? Was hat Sie an der neuen Stelle gereizt?

Es war ein Zufall. Es war ein Zufall, dass ich die Stellenausschreibung las. Einer der wenigen Momente an diesem Tag, wo ich mal wirklich nicht straight auf meine To-Do-Liste geguckt habe, sondern mal einen Newsletter gelesen habe. In diesem Newsletter wurde die Ausschreibung angeboten, ich habe mich in Absprache mit meinem Mann beworben. Und so hat das Engagement begonnen. Und das war ein toller Prozess, aber auch ein schmerzhafter Prozess, weil ich mich von einer großen Sicherheit, in der ich vorher gelebt habe, auch verabschiedet habe - 26 Jahre mit einem Netzwerk im Rhein-Main-Gebiet, das seinesgleichen sucht.

Andreas Brüning:

Welche inklusiven Projekte möchten Sie gerne realisieren?

AG: Zwei Dinge sind mir unglaublich wichtig. Natürlich komme ich von meiner Historie und von meiner Biografie her aus dem Bereich Arbeit. Das ist mir sehr, sehr wichtig. Menschen wirklich in Lohn und Brot zu bringen. Über verschiedene Projekte, über verschiedene Themen, das ist mir ein großes Anliegen.

Und ganz konkret haben wir natürlich auch in diesem Jahr Themen vor, wie eine gemeinsame Kampagne zur Unterstützung der Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, nämlich im Thema Budget für Arbeit. Das Budget für Arbeit ist in Niedersachsen gut auf dem Weg. Wir sind da relativ weit im Vergleich mit den anderen Bundesländern. Auch, wie viele Budgets wir schon umgesetzt haben. Aber es müssten viel, viel mehr sein. Und dafür haben wir eine Kampagne aufgelegt. Sie heißt „Talente entdecken“. Sie ist auch eine Maßnahme aus dem Aktionsplan „Inklusion”. Das heißt, wir wollen dafür sorgen, dass das Budget für Arbeit, was es zwar schon lange in Niedersachsen gibt, noch viel, viel bekannter wird.

Genauso wichtig ist es mir, im Bereich der Bewusstseinsbildung viel dazu beizutragen, dass das Thema Behinderung kein Defizit ist, sondern dass das Thema Behinderung eine Bereicherung für unsere Gesellschaft ist. Da werde ich nicht müde, das in den verschiedenen Querschnittsthemen anzusprechen und da anzudocken.

Andreas Brüning:

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

AG: Ich wünsche mir natürlich sehr, dass ich gesund bleibe und das Land Niedersachsen noch lange repräsentieren kann. Und dass man die Saat, die man jetzt in den ersten Jahren sät, dass man die eben auch aufgehen sieht. Dafür werde ich mich einsetzen, dafür werde ich kämpfen. Das finde ich ganz, ganz wichtig. Und ich verstehe mich dabei als Netzwerkerin, ja tatsächlich mit Vorbildfunktion, die die Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention vorantreibt und verficht.

Andreas Brüning:

Das iXNet-Team dankt Ihnen herzlich für das lebendige Gespräch.